“Sisu”: Innere Stärke in schwierigen Zeiten

In der finnischen Sprache gibt es ein Wort, das sich kaum übersetzen lässt und das trotzdem eine kraftvolle Botschaft für uns alle enthält: Sisu. Sisu beschreibt eine Form von innerer Stärke, die besonders dann spürbar wird, wenn es schwierig wird. Es geht nicht um äussere Heldentaten oder grosse Gesten. Sondern um das stille, zähe Weitermachen. Um Standhaftigkeit inmitten von Erschöpfung. Um Mut, der nicht laut ist, aber tief verwurzelt.

In der Psychotherapie begegnet mir genau diese Kraft immer wieder: bei Menschen, die mit Ängsten kämpfen, mit chronischer Überforderung oder mit belastenden Lebensumständen. Sie zweifeln oft an sich und übersehen dabei, dass sie längst Sisu in sich tragen.

Was ist Sisu genau?

Sisu ist kein flüchtiges Gefühl wie Motivation oder Optimismus. Es ist eine Haltung - eine Entscheidung, sich dem Leben zuzuwenden, auch wenn es hart ist. Dabei geht es nicht darum, die Zähne zusammenzubeissen und alles zu ertragen. Sisu ist nicht toxische Stärke, sondern verkörperte Entschlossenheit: „Ich halte durch, weil mir etwas wichtig ist.“

Im therapeutischen Kontext lässt sich Sisu wunderbar mit dem verbinden, was man in der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) als werteorientiertes Handeln bezeichnet: Wir machen weiter, nicht weil es leicht ist, sondern weil es Bedeutung hat. In der ressourcenorientierten Psychotherapie lässt sich Sisu als Ausdruck einer inneren Kraftquelle verstehen; einer Fähigkeit, auch in schwierigen Zeiten mit Ausdauer, Haltung und innerem Sinn weiterzugehen.

Wofür lohnt es sich, durchzuhalten?

Vielleicht stehen Sie gerade vor einer Entscheidung, die Angst macht. Oder Sie versuchen, neue Wege zu gehen, obwohl Zweifel und Erschöpfung Sie begleiten. Genau hier zeigt sich Sisu: Wenn Sie nicht aufgeben, obwohl es schwer ist. Wenn Sie Schritte gehen, obwohl Sie den Ausgang noch nicht kennen. Wenn Sie weiter fühlen, obwohl es weh tut. In der Therapie geht es oft nicht darum, alles „wegzumachen“. Sondern darum, sich trotz Schmerz dem Leben wieder zuzuwenden. Schritt für Schritt. Sisu hilft dabei.

Wie können Sie Sisu in sich stärken?

Sisu ist keine Eigenschaft, die man hat oder nicht hat. Es ist eine Haltung, die kultiviert werden kann, zum Beispiel durch:

  • Verbindung mit Ihren Werten: Wofür lohnt es sich, dranzubleiben - gerade jetzt?

  • Erinnerung an frühere Kraftquellen: Wann haben Sie schon einmal durchgehalten und was hat Ihnen geholfen?

  • Selbstmitgefühl: Sisu bedeutet nicht Härte gegen sich selbst. Es braucht Freundlichkeit, um mutig zu bleiben.

  • Routinen und Rituale: Kleine Handlungen im Alltag, die Beständigkeit vermitteln und Halt geben.

  • Natur, Stille, Bewegung: Sisu wächst oft dort, wo wir uns mit etwas Größerem als uns selbst verbinden.

Eine stille Einladung

Vielleicht spüren Sie gerade wenig Kraft – und wünschen sich doch, wieder ein Stück mehr mit sich und Ihrem Weg in Kontakt zu kommen. Dann lade ich Sie ein, dieser stillen Stärke in sich zu lauschen. Sisu ist nicht laut, aber es ist da. Und manchmal reicht ein einziger Schritt, um es wieder zu spüren.

Wenn Sie Unterstützung auf diesem Weg suchen, begleite ich Sie gern. Gemeinsam finden wir heraus, was Ihnen hilft, auch in schwierigen Zeiten mit sich verbunden zu bleiben.

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