Perfektionismus loslassen: Was uns das schwedische Konzept „Lagom“ lehren kann

In einer Welt, die uns ständig antreibt, schneller, besser und mehr zu sein, geraten viele von uns in den erschöpfenden Kreislauf des Perfektionismus. Ob im Beruf, in Beziehungen oder im Umgang mit uns selbst – Perfektionismus verspricht Kontrolle und Erfolg … führt aber oft zu Stress, Selbstkritik und Erschöpfung.

Aber was, wenn es auch anders geht? Mit einer sanfteren, ausgewogeneren Herangehensweise?

In Schweden gibt es ein Wort, das diese Haltung wunderbar beschreibt: lagom.

Was ist Lagom?

Lagom (ausgesprochen „lah-gomm“) ist ein schwedischer Begriff, der sich ungefähr mit „nicht zu viel, nicht zu wenig - genau richtig“ übersetzen lässt. Es beschreibt ein Gefühl von Ausgewogenheit, Mass und Angemessenheit. In der schwedischen Kultur findet sich lagom überall: in der Art, wie Menschen essen, arbeiten, Zeit mit anderen verbringen oder ihre Wohnungen einrichten. Es geht darum, das richtige Maß zu finden - dort, wo sich etwas stimmig anfühlt, weder übertrieben noch mangelhaft.

Aber lagom bedeutet nicht, sich mit Mittelmass zufriedenzugeben. Es steht für Genügsamkeit. Für ein leises Selbstvertrauen in dem Wissen, was genug ist - und für die Freiheit, nicht mehr zu jagen, als man wirklich braucht.

Lagom vs. Perfektionismus

Während der Perfektionismus uns einredet, wir seien nie gut genug, sagt lagom: Was du geleistet hast, ist gut.
Wo Perfektionismus uns antreibt, weiterzumachen, lädt lagom uns ein, innezuhalten.
Wo Perfektionismus zum Vergleichen verführt, ermutigt lagom zur Zufriedenheit.

Hier ein Vergleich der beiden Denkweisen:

Perfektionismus:

  • Ich muss es fehlerfrei machen – oder gar nicht.

  • Ich bin nur dann gut genug, wenn ich die Erwartungen übertreffe.

  • Ruhe muss man sich erst verdienen.

  • Fehler bedeuten Versagen.

Lagom:

  • Ich gebe mein Bestes – und das reicht.

  • Beständigkeit zählt mehr als Extreme.

  • Pausen gehören zu einem gesunden Rhythmus.

  • Fehler gehören zum Menschsein dazu.

Wie Lagom deine psychische Gesundheit unterstützen kann

Lagom zu leben bedeutet nicht, auf Ehrgeiz oder persönliches Wachstum zu verzichten. Es heisst vielmehr, auf eine Weise zu leben und zu arbeiten, die nachhaltig ist - und freundlich zu dir selbst.
Viele meiner Klient:innen, die unter Perfektionismus leiden, finden in der Haltung von lagom eine große Unterstützung. Sie berichten, dass sie dadurch:

  • weniger unter Druck stehen

  • achtsamer mit sich umgehen

  • leichter Entscheidungen treffen

  • sich schneller von Erschöpfung erholen

  • präsenter im Alltag sind

Wie du Lagom in dein Leben bringst

Du musst nicht alles auf einmal ändern. Schon kleine Schritte können helfen:

  • Check-in mit dir selbst: Frage dich: „Ist das für heute gut genug?“ statt: „Ist das perfekt?“

  • Auch kleine Schritte zählen: Statt eines einstündigen Workouts - ein 15-minütiger Spaziergang. Statt jede E-Mail zu beantworten – nur die zwei, die wirklich zählen.

  • Plane Pausen fest ein: Nicht als Belohnung, sondern als festen Bestandteil deines Rhythmus. Mach eine Fika (schwedische Kaffeepause). Lies, ohne gleichzeitig etwas anderes zu tun.

  • Schätze das, was schon gut läuft: Achte bewusst auf Momente, die sich „genau richtig“ anfühlen - in deinem Alltag, deinen Beziehungen, deinen Entscheidungen.

Ein abschliessender Gedanke

Perfektionismus ist oft tief verankert - besonders wenn unser Selbstwert daran hängt. Doch lagom bietet eine sanfte Alternative. Es erinnert uns daran, dass „genug“ kein fauler Kompromiss ist, sondern eine Stärke. Und oft ist „genau richtig“ genau das, was wir brauchen.

Wenn du dich in perfektionistischen Mustern wiedererkennst und dir Unterstützung auf dem Weg zu einem ausgewogeneren, mitfühlenderen Lebensstil wünschst, begleite ich dich gerne dabei.

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